0711 / 65 50 03 – 60

0711 / 65 50 03 – 60

MSGR meets Micky Kurz

© Micky Kurz

Ihr erinnert euch an Micky Kurz? Im vergangenen Jahr leitete er in unserem Studio einen Industry Workshop und castete gleichzeitig einige Messengers für einen professionellen Concept Shoot. Jaa genau der Micky, der vor ein paar Jahren seine Koffer in Deutschland packte, um daraufhin seinem Traum nachging, als professioneller Tänzer und Choreograf in Amerika durchzustarten. Er stand schon neben Christina Aguilera auf der Bühne und als Coach und Choreograf für GNTM vor der Kamera. Wir haben bei ihm einmal genauer nachgehakt und mit ihm über seine mutige Entscheidung, das Leben in Los Angeles und sein Alleinstellungsmerkmal gesprochen.

Hey Micky, wie geht es dir aktuell? Wo zwischen Los Angeles und Deutschland spielt sich dein Leben aktuell ab?

Hi, mir gehts aktuell gut, danke dir. Mein Lebensmittelpunkt ist derzeit immer noch Los Angeles, jedoch möchte ich versuchen jetzt wieder öfters auch in Deutschland zu sein, da ich meine Familie und Freunde in der Heimat natürlich auch vermisse. 

Einmal ganz auf Anfang: Wie hat das mit dem Tanzen bei dir angefangen?

Angefangen hat das Ganze damals in der ersten Schulklasse. Alle Mamis haben sich entschlossen, ihre Kinder in eine Tanzklasse zu schleppen. Ich bin der Einzige, der Jahre später immer noch daran hängen geblieben ist.

Was waren deine ersten Schritte, dein erster Job, um deinen Traum zu verfolgen und wie konntest du Fuß fassen in dieser Branche?

Natürlich haben meine Schritte super klein angefangen, wie bei jedem anderen Hobbyist auch. Ich habe mit 6 Jahren damals in der Stuttgarter Tanzschule “NewYorkCityDanceSchool” angefangen. Das Tanzen war mit viel Spiel und Spaß verbunden, wir waren alle noch so jung. Mit circa 14 Jahren habe ich angefangen, an Workshops von internationalen Tänzern und Choreographen, die nach Deutschland und Europa gekommen sind, teilzunehmen. Damals waren solche Events eine wirkliche Rarität. Ich hatte einen Freundeskreis bestehend aus Tänzern, mit denen ich von A nach B gereist bin, um an Masterclasses teilzunehmen. 

Ich denke, das war der Startschuss, dass sich mein Name und auch mein Talent so langsam aber sicher bei etablierten Tänzern und Choreographen in der Szene herumgesprochen haben. Vor einigen Jahren war es auffällig und ein Alleinstellungsmerkmal, in meinem Alter ständig auf Classes gesehen zu werden. Bis ich eines Tages Luda von der Tanzschule L.U.Dance kennenlernte. Sie hat mir als erste Tänzerin und Business Ownerin die Chance gegeben, mich zu beweisen und mir das Angebot gemacht, meinen eigenen Kurs zu leiten. That´s how it started!

Ich bin dran geblieben, habe während meinem Abitur unterrichtet und mich weitergebildet, bis ich an einen Punkt kam und mich entscheiden musste: Tanz oder Studium?

Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Demnach siegte mein Herz und erstaunlich schnell konnte ich in der deutschen Tanz-Branche Fuß fassen. Mein erster Job? Ich glaube das war für Adidas, eine getanzte Modenschau!

Erfolgreich wurdest du vor allem durch viel Arbeit und Selbstdisziplin und dennoch scheint es heutzutage nicht mehr ganz so einfach zu sein, als professioneller Tänzer eine erfolgreiche Karriere zu starten. Was würdest du sagen, ist heute notwendig, um sich in der Branche durchzusetzen? 

So früh wie möglich damit anzufangen! Vor allem auch – sich bewusst sein, was man im Leben erreichen möchte. Alles wird schnelllebiger, die Tänzer immer jünger und besser, das ist Fakt. Umso wichtiger ist es deshalb, mehrgleisig zu fahren. Das heißt vereinfacht gesagt, sich nicht nur auf einen Tanzstil festzulegen, sondern in mehreren Tanzstyles sich auszukennen und vor allem Technik Unterricht zu nehmen. Heutzutage gehört es ebenfalls dazu, sich ein Image in den sozialen Netzwerken aufzubauen. Viele Choreographen schauen sich neue Talente im Internet an und wenn man kein gutes Video und Bildmaterial hat, ist dies heutzutage nicht förderlich für die Karriere.

Gibt es etwas, das du gerne gewusst hättest, bevor du diesen Weg eingeschlagen hast?

Zwei Dinge: Erstens, dass Technik im Tanz wichtiger ist als alles andere und zweitens, dass Social Media mal so ein großes Powerhouse wird. Durch die Schnelligkeit und sich rasant wechselnden Trends leidet aber leider die Qualität der Kunst. Quantity oder Quality ist die Devise. Viele vergessen zu oft, hart an sich zu arbeiten, besser im Tanzen zu werden, als einem Trend zu folgen und einer unter Millionen zu sein. Ich glaube, die Mitte zwischen Beidem zu finden, ist der richtige Weg. Daran arbeite ich auch noch.

Welcher Moment zählt für dich in deiner Karriere, aber auch privat, zu deinen absoluten Highlights der letzten Jahre?

Natürlich wird der Touchdown in den USA im Juli 2014 für immer ein Highlight bleiben. Der Moment, in dem alles für mich real wurde. Ich realisierte, dass ich nun weit weg von Familie und Freunden meine Karriere weiterverfolgen werde. Ein weiterer Moment war mein erstes großes Booking für einen internationalen Weltstar. Ich wurde auf einer Audition unter vielen hunderten Tänzern ausgesucht, um für Christina Aguilera zu tanzen – eine Ehrenperformance im Madison Square Garden in NYC während der NBA Allstar Games.

©L.U.Dance

Gab es für dich harte Zeiten, in denen du an deiner Entscheidung gezweifelt hast und vielleicht sogar alles aufgeben wolltest? Was hat dich dennoch weiter motiviert?

Solche Zeiten gibt es, glaube ich, für Künstler in jeder Branche. Durch die Kunst sind wir einfach sehr eng mit unseren Emotionen verbunden. Künstler brauchen oft die Bestätigung der Menschen als Indiz dafür, dass das, was man macht, auch ankommt. Es gab Zeiten, da war das Geld sehr knapp und die Aufträge minder. Da fängt man natürlich an, an sich und seinen Lebensentscheidungen zu zweifeln. Das sind aber genau die Momente, in denen man stark bleiben muss. Sich daran zu erinnern, warum man diesen Weg gewählt hat und nach vorne zu blicken. Der Weg geht weiter, aber nur nach vorne. Aufgeben war und wird nie eine Option sein.

Die deutsche Mentalität hat dir sicherlich das ein oder andere Mal eingeredet, doch etwas „Vernünftiges“ zu machen. Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?

Das war definitiv die größte Hürde, die man als Deutscher im Kunstbereich mental überwinden muss. Die deutsche Mentalität ist: Lern was Gescheites, bau ein Haus, gründe eine Familie und werde alt. Dieses veraltete Konzept verstehe ich zwar irgendwo, jedoch konnte ich mich persönlich damit nie identifizieren. Ich sehe Menschen um mich herum, zum Teil sehr unglücklich im Leben, trotz “richtigem” Weg via Studium oder Ausbildung und Geld auf dem Konto. Ich frage mich, warum dann unglücklich? Ich glaube, es kommt durch die Nichtauslastung der anderen Dinge im Leben, die auch wichtig sind. Kunst und Kultur gehören zum Menschen wie die Luft, die wir atmen und das Wasser, das wir brauchen zum Überleben.Natürlich ist es im Umkehrschluss als armer Künstler auch kein vollkommenes Leben, da wir alle in einem System leben, in dem Geld nunmal auch eine wichtige Rolle spielt. Jedoch die Vorstellung, als Künstler und in meinem Fall Tänzer und Choreograph kein Geld verdienen zu können, ist definitiv nicht richtig. Wenn du smart bist, deine Ziele verfolgst und motiviert bleibst, ist alles möglich. Finde das, was dir Spaß macht und werde der Beste in dieser Sache – and you are on the right path.

Finde das, was dir Spaß macht und werde der Beste in dieser Sache
and you are on the right path.

Wie sieht dein Alltag aus?

Mein Alltag variiert in Bezug auf: Habe ich einen Job heute oder habe ich einen “Off Day” – was bei mir eigentlich selten ein komplett freier Tag ist. Wenn ich einen Job habe, ist mehr oder weniger klar, wie der Tag abläuft. Frühstück und ab zu den Proben oder ans Set. Beim “Off Day” kann das anders aussehen: Der Körper wird fit gehalten, indem ich entweder ins Fitnessstudio gehe oder selbst im Studio trainiere. Ich treffe mich oft auch mit Freunden im gleichen Arbeitsbereich, um uns gegenseitig upzudaten und zu brainstormen. Nur Rumsitzen gibt es bei mir wirklich sehr sehr selten!

Wenn du alles selbst in die Hand nehmen könntest, wie würden deine nächsten Jahre im Optimalfall verlaufen?

Im Optimalfall, werde ich immer weniger aktiv als Performer und Background-Tänzer, der selbst auf der Bühne steht und immer aktiver “hinter der Kamera”. Bedeutet, Choreographie und Creative Direction ist der Weg, mit dem es für mich weitergeht. Ich sehe mich als etablierter Creative in der Branche und arbeite für nationale und internationale Brands und Artist. Man wird ja nicht jünger und irgendwann machen die Knochen nicht mehr mit.

Danke Micky für dieses Interview!

©L.U.Dance

zurück zu allen Blogeinträgen